Kommentar zum Spiegel-Artikel "Religionsstreit der heiligen Betriebssysteme"

Im Dossier Netzwelt des SpiegelOnline-Magazins beschreibt Volker Berding den fast religiös anmutenden Streit zwischen den Anhängern unterschiedlicher Betriebssysteme. Artikel: Religionsstreit der heiligen Betriebssysteme. Er tut dies dabei auf eine sehr humoristische Art und Weise die den Artikel gut lesbar und amüsant machen.
Leider ist dem Autor dabei ein kleiner Fehler unterlaufen. Er hat ein wichtiges Betriebssystem, so jedenfalls aus meiner Sicht gesehen, vergessen oder nicht berücksichtigt. Ich möchte daher die Gelegenheit nutzen und dieses Versäumnis wett zu machen, indem ich ein eigenes Kapitel hinzufüge.
Ein Kapitel über das Ursystem an sich. Ein Kapitel über UNIX.
Dieses Kapitel versucht sich dem Stil von Volker Berding bei oben genannten Artikel anzupassen. Entsprechend ironisch und nicht ganz ernsthaft ist der folgende Text zu werten.

Unix

Linux ist schliesslich nur eine Art Abglanz von Unix, allerhöchstens eine Inkarnation davon. Linux wird von den Unix-Benutzern, den sogenannten echten Number- and Data-Crunchers, nur als Kinderunix gesehen.

Und wie Daddys und Muttis auf ihre Kinder schauen, so schauen diese Gurus auch auf die Linuxgemeinde in der Art, ‚ja Kindchen mach, tob dich ruhig aus, kiff ruhig auch einmal an boesem Kraut (Windows bzw. Mac), wenn du es danach sein laesst, aber spaeter, wenn du erwachsen bist, dann wirst du schon sehen, was die kleinen wichtigen Unterschiede sind. Sprich, du wirst erwachsener und dann Unix einsetzen.‘ Am besten natuerlich in Form von Solaris oder HP-UX.

Unix-Leute teilen sich in zwei Gruppen.
Die eine Gruppe ist schon seit den Anfängen, also seit den 60er Jahren dabei. Diese sind optisch leicht zu erkennen durch einen Vollbart, Gesundheits-Schlappen oder Sandalen und mit einem gewissen „Kaffeetassenhaltenden“ Bauchumfang. Frauen gibt es da eigentlich nicht. Und wenn dann haben die auch Haare auf den Zähnen. Somit gilt ähnliche Optik wie bei den männlichen Artgenossen.
Die andere Gruppe besteht meist aus jungdynamischen Hackern, obwohl diese sich nie als Hacker bezeichnen, sondern als normale Anwender und Netizens. Von diesen Leuten erhalten/klauen die Skriptkiddies (die Kiddies benutzen dann auch Linux) ihre Sourcen. Die Netizens wiederum lassen dies zu, damit vielleicht aus einem der Kiddies irgendwann mal was wird (naemlich ein Erwachsener, also ein Unixnutzer.)

Unix hat grundsätzlich wenig mit dem Religionseifer und dem Krieg zu tun, der zwischen Linux und Windows abgeht. Auf die niederen Ebenen einer Debatte um die Vor- oder Nachteile Ihres System lassen sich Unix-Nutzer garnicht mehr ein. Sie wissen einfach, welches System das richtig (und nicht nur das bessere) ist. Religiösen Missionarseifer überlassen sie anderen. Denn es gilt:

Unix war, ist und wird sein.

Da mögen Kriege und Schlachten zwischen Kindern und Kinderburgen stattfinden wie sie wollen. Mammi und Daddy schauen lächelnd zu, denken vielleicht selbst an ihre Jungensünden und machen dann weiter in der Programmierung der Welt von morgen.