Web2Expo: "Web 2.0" – Content-Syndication

Nach Tim O’Relliys Definition des Begriffes „Web 2.0“ (und nebenbei: er hat diesen Begriff eingeführt) geht es dabei im wesentlichen um den einfachen, standardisierten Austausch von Daten. Das müssen nicht allein nur soziale Daten sein, bei denen Verbindungen zu Personen eine Rolle spielen, es können auch andere Daten sein, wie beispielsweise Verknüpfungen zu GoogleMaps u.a..
Soziale Daten spielen jedoch eine besonderes große Rolle, da der Austausch und die Nutzung verteilter Daten die eine Beziehung zu Personen aufbauen einen Vorteil für die Nutzer erbringen.
So als Beispiel ein Adressbuch, welches sich mit Hilfe von Agenten auf Webservices zugreifen, die wiederum mit Hilfe von Microformats auf Homepages von Leuten zugreifen; So daß das Adressbuch letzlich in der Lage ist sich von selbst auf aktuellem Stand zu halten.
Ein weiterer Aspekt von Web2.0 in der Definition von O’Reilly ist, daß Benutzer der Dienste ihren Teil dazu beitragen, also es durch Daten verbessern.

Heute in dem Vortrag über Microformate von Brian Suda zeigte dieser einige extreme Beispiele, mit denen obiges Szenario des sich selbst aktualisierenden Adressbuches bereits jetzt möglich sind. Er nutzt dazu „Web-Pipes“, sprich die nacheinander gestaffelte Ausführung von dynamischen Websites, deren jeweilige Ausgabe als Eingabe für die nächste Webapp genutzt wird:
Webpipes mit Microformaten, Google Maps, Amazon Babelfish und Suda
(Quelle: Vortrag Microformats: Web of Data)

Dies ist ein extremes Beispiel. Denn ausser Geeks wird man niemand zutrauen können, sowas selbst zu verstehen oder nachzubauen. (Aber das wird auch nicht unbedingt notwendig sein – für die bessere Usability müssen Webentwickler eben was liefern).

Wenn man sich die aktuellen Diskussion in Deutschland betreffend Datenschutz ansieht, treffen diese neue Möglichkeiten bei vielen Leuten auf große Skepsis, wenn nicht gar Ablehnung. Durch das schlechte oder kriminelle Verhalten welches Firmen in der Vergangenheit im Umgang von persönlichen Daten zeigten, ist dies auch nicht verwunderlich. Ganz offen und begründet besteht die Gefahr, daß diese ganzen sozialen Daten nicht nur eben vom einzelnen Benutzer sondern auch von großen Firmen genutzt und missbraucht werden. Denn gerade im Verkauf von Nutzerprofilen und der personalisierbaren, zielgruppengerechten Werbung sehen viele Firmen ihr grundlegendes Geschäftsmodell.
Das daneben dann auch noch der (jeweilige) Staat über solche Datensammlungen begeistert wäre, versteht sich von selbst.

Wie jede neue Innovation hat also auch diese Datenevolution, das „Web of Data“, wie es hier auf der Konferenz genannt wird, sowohl Vor- wie Nachteile. Es kann von enormen Nutzen für die einzelnen Nutzer sein, es kann aber auch Missbraucht werden.

Die Frage die sich also stellt ist: Wie kann man die Vorteile erlangen und gleichzeitig die Nachteile möglichst gering halten?
Und: Wie kann man Content von anderen Sites, welches ggf. auch wiederum von anderen Sites kommen kann, rechtlich und inhaltlich sicher nutzen?

Wenn obiges Beispiel mit der Adressverwaltung nicht für eine Clientanwendung genutzt wird, sondern beispielsweise für eine automatische Eventorganisation im Internet, wer würde die Verantwortung tragen, wenn ein Contentlieferant auf der dritten oder vierten Ebene ausfällt oder gar unerwünschte Daten liefert und dadurch die ganze Folgereihe betroffen wird?

Meines Erachtens könnte eine Pflicht zur Veröffentlichung der Quellen von Daten auf Websites helfen. Sinnvoll wäre dies mit Hilfe eines Automatismus ähnlich der Lizenzen von Creative Commons.
In der Praxis müsste jeder Benutzer bei der Ursprungsquelle aus der alle anderen Datennutzer die Daten ziehen, hinterlassen können, nach welchem Schema/welcher Lizent welche Daten weiterverbreitet werden dürfen.
Jede Website, welche fremde Daten nutzt, muss bei seiner jeweiligen Quelle auf die dort verfügbare Lizenzinfo der Daten verweisen. Zudem müsste die Website die dritte Daten nutzt selbst auch Lizenzinfos nach gleichem Schema veröffentlichen.
Für jeden Nutzer muss es zu jedem Zeitpunkt möglich sein, die gesamte Kette zurückzuverfolgen um die Ursprungsquellen (Mehrzahl, denn es können/werden wahrscheinlich mehrere sein) zu ermitteln.

Das „Web of Data“ bzw. die Definition von Web 2.0 nach O’Reilly gibt den Usern die „Aufgabe“ ihre Daten und die sozialen Verknüpfungen einzupflegen damit diese letzlich was daraus erhalten. Dies bedeutet jedoch nicht, daß die User damit Ihre Daten zum Freiwild erklären. Die Daten gehören den Nutzern. Die Nutzer erlauben es den Plattformanbietern lediglich die Daten für verschiedene Zwecke (von denen die nutzer was haben) zu nutzen.
Dieses Nutzungsrecht muss ein jeder Nutzer jederzeit widerufen können.

Strittig ist nur die Frage: Wem gehört eine soziale Verknüpfung zwischen einem oder mehreren Menschen?
Man denke an das Szenario, daß ein Benutzer X angibt, Y ist sein Freund. Y möchte aber keinerlei Daten über sich im Web haben. Muss die Verbindung von X zu Y, die ja von X eingegeben wurde, daher auch gelöscht werden?

1 Kommentar zu “Web2Expo: "Web 2.0" – Content-Syndication

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  1. Vor vielen Jahren habe ich mal einen Artikel geschrieben, Thema:

    Zentrale Darstellung von Daten verteilter Systeme

    Das von mir vorgeschlagene Verfahren braucht keine neuen Techniken, es nutzt HTTP(S) als Transportlayer und CGI/SSI im Presentationlayer.

    Heute würde ich evntl. Ajax noch dazunehmen.

    Viele Grüße, Ernst