von Volker Runkel
Ist Ihnen schon einmal aufgefallen, wie leicht es doch ist, eine Idee, sei es eine einzelne Grafik oder ein komplettes Design, im Internet zu stehlen? Versuchen Sie das mal auf Papier. Das Internet, das eigentlich von seinen Ideen und seinen freien Angeboten lebt, wird immer mehr zum Schauplatz dreister Diebe – viel beachten den Copyright-Hinweis gar nicht mehr, Grafiken und HTML-Dateien werden auf den eigenen Rechner heruntergeladen, Inhalte angepaßt und das ganze unter dem eigenen Copyright vertrieben.
Wie ist denn nun überhaupt Copyright definiert, darf man vielleicht sogar fremde Dinge stehlen und vielleicht nach etwas Nachbearbeitung als das eigene ausgeben?
Sieht man das Copyright als urheberrechtlichen Schutz, läßt sich leicht festlegen, was geschützt ist: Schriftwerke, Musik oder Werke der bildenden Künste (Grafiken) sind immer urheberrechtlich geschützt, Computerprogramme sind nicht mittelbar über den zugrundeliegenden erfinderischen Gedanken, sondern unmittelbar in der konkreten Ausgestaltung geschützt. Es müssen vier Kriterien (persönliches Schaffen, geistiger Gehalt, wahrnehmbare Form, schöpferischer Eigentümlichsgrad) erfüllt werden; Jedoch wie man sofort erkennt, nicht immer Problem für eine selbsterstellte Internet-Seite oder Design. Man erkennt aber auch klar, dass man den Schutz dann nicht erhält, wenn man einen gewissen schöpferischen Eigentümlichsgrad nicht erreicht. Kopiert man nur etwas Bestehendes, ist der schöpferische Eigentümlichsgrad Null.
Wie aber schütze ich mich vor den Internet-Dieben? Gibt es denn überhaupt eine Möglichkeit?
Die Schutzmaßnahmen, die auf rechtlicher Basis gewährleistet werden, sind strafrechtliche Sanktionen. Diese werden dann eingeleitet, wenn das Urheberrecht verletzt wird. Zur Verletzung des Urheberrechtes gehören unter anderem auch Bearbeitung oder zu enge Anlehnung an Bestehendes. Die Rechtsprechung bezieht sich dabei auf Programme, jedoch sind natürlich auch HTML-Seiten in gewisser Weise Programmcode, wobei jedoch die Rechtslage hier nicht immer ganz eindeutig ist. Wenig Chancen auf ein rechtskräftiges Urteil haben Sie dann, wenn Sie nur privat tätig sind, denn dann ist es sehr schwer Schadensummen festzustellen. Ohne Schadensumme kann nicht festgestellt werden, wie schwerwiegend das Vergehen ist. Dennoch sind auch private Internetangebote vorerst geschützt.
Wann darf ich aber dann eine Sache, die ich an etwas anderes angelehnt habe, meine eigene Kreation nennen? Darf ich das überhaupt?
Natürlich gibt es auch für diesen Fall Regelungen in der bisherigen Rechtsprechung rund um die EDV. Allgemein läßt sich beinahe problemlos sagen, dass dann, wenn man zwar eine anderes Programm als Vorlage für das eigene genommen hat, aber nicht einfach nur kopiert hat, sondern auch eigenes Gedankengut, eigene Leistung hineingesteckt hat, ein eigenes Werk entstanden ist. Daher lautet unser Rat, sobald es darum geht, eine Design- oder Grafik-Idee zu verwirklichen, das man möglichst alles selber macht und nicht einfach nur kopiert.
Durch welche Techniken schütze ich mich vor dem Klau meiner Ideen und Grafiken?
Rechtliche Möglichkeiten sind schön und gut, aber am einfachsten kann man sich schützen, indem man es dem Dieb durch Alarmanlagen und Sicherheitsschlösser den Weg verbaut. Der Diebstahl durch Rechtsklick geht sehr leicht, daher hat man sich bereits einige nette Hilfsmittel einfallen lassen: Um Grafiken zu schützen, kann man sich eines Wasserzeichens bedienen, dieses wird unsichtbar für unser Auge im Bild festgehalten. Es gibt bereits mehrere Hersteller von Filtern und Tools, die diese Technik anbieten, einer der bekanntesten ist die amerikanische Firma Digimarc. Daneben gibt es aber auch sowohl JavaScripts, die die rechte Maustaste deaktivieren, und CGI-Programme, die einen Download gar nicht ermöglichen, jedoch läßt sich normalerweise der Cache des Browser immer noch auslesen. Einen Anbieter dieser CGI-Programme finden Sie unter http://www.anti-leech.com.
Aber wollen wir am Schluß doch nochmals ehrlich sein, das Internet würde ohne das Kopieren von Ideen kaum so tolle Angebote haben. Wohlgemerkt, das Kopieren von Ideen und die eigene Umsetzung, die nicht wie eine eins zu eins Kopie aussieht, ist tolerierbar, zeigt es doch demjenigen, der das Design entwickelt hat, dass er etwas wirklich gutes kreiert hat.