Das ICRA-Label – Eine Vorwarnung

Derzeit wird von einigen Verbänden und Unternehmen das ICRA-Label, welches auf dem PICS-Standard beruht, eingeführt, mit dessen Hilfe Webseiten und Domains im Sinne einer freiwilligen Selbstkontrolle für den Jugendschutz klassifiziert werden können.

icra_swDa neben AOL, T-Online, Microsoft, BT, Bertelsmann auch weitere sich sonst aufs Blut konkurrierende Grossunternehmen be teiligt sind, ist es wahrscheinlich, daß sich der Standard durchsetzen wird.
Die „Internet Content Rating Association“ gibt auf der URL http://www.icra.org/ weitere Informationen und auch das Anmeldeformular mit dessen Hilfe man ein Label bekommt. Dieses Label wird über ein META-Tag in die angemeldete Webseite eingebunden und wird regelmäßig überprüft.

Ab Sommer dieses Jahres sollen erste Filter verfügbar sein, die als Plugins in Webbrowser eingebaut werden. Je nachdem wie streng diese Filter eingestellt werden, können Seiten die gelabelt sind (oder eben nicht gelabelt sind) besucht werden. Netscape unterstützt in der Version 4.7 den PICS-Standard über die NetWatch-Funktion. Der Internet Explorer bietet ab Version 5.5 ebenfalls schon Grundfunktionen an. Bei beiden Browsern ist eine Umgehung der Filter jedoch noch immer möglich.
Da jedoch mit den beteiligten Unternehmen Microsoft und AOL die Hersteller der beiden populärsten Browser beteiligt sind, ist zu erwarten, daß sich dies bald ändert; Immerhin handelt es sich hier um ein breites, noch unvergebenes Marktsegment.

Als Webmaster sollte man sich überlegen, an dem Verfahren teilzunehmen. Ein Labeling der eigenen Website bringt keine merkbaren Nachteile mit sich. Das Label ist zwar nicht als Zwang vorgesehen, könnte sich jedoch auf langer Sicht in der Praxis als solches auswirken, wenn die entsprechenden Plugins erst verläßlich und sicher gegen Umgehungsversuche geworden sind. Erste Firmen beginnen derzeit Marketingkampagnen in denen genau dieses von ihren Produkten behauptet werden.pics
Je nach Strenge der Einstellung können auch Webseiten gesperrt werden, die kein Label haben. Zu erwarten ist dies insb. bei Firmen-PC’s oder PC aus universitären CIP-Pools, die entsprechend den Benutzerrichtlinien nur für Forschung und Lehre zur Verfügung stehen sollen. Solange jedoch nicht eine große Zahl an Websites ein ICRA-Label aufweisen, erscheint der Einsatz noch nicht sinnvoll. Auch steht die Frage offen, wie sich die ICRA gegenüber falschen Selbsteinstufungen verhalten wird, welche durch unseriöse Unternehmen gemacht werden könnten.
Wie auch bei sonstigen Programmen werden aber auch diese „Kinderkrankheiten“ früher oder später beseitigt sein, so daß man spätestens dann mit der Thematik beschäftigen sollte.

XWolf.com selbst hat das Label bereits auf der Indexseite eingebaut. Warum auch nicht?
Leider gibt es derzeit viele Internet-Publikationen, die sich sehr kritisch mit dem ICRA-Label auseinander setzen. Dies ist zwar richtig, jedoch ist eine Herabsetzung des Filterstandards als ein Kontrollorgan von Bertelsmann und AOL über Websites etwas weit hergeholt.
Letzlich baut das ICRA-Label, bzw. der PICS-Standard darauf auf, was Netizens schon seit langem fordern: Nämlich, daß die Filterung Sache des Users ist und nicht Sache der Anbieter!
Und da gerade durch das OpenSource-Projekt Mozilla jeder Versuch der Kontrolle des Benutzer-Filters von fremden Firmen sofort öffentlich gemacht und unterbunden wird, ist nicht damit zu rechnen, daß das Abendland der freien Meinungsäußerung untergehen wird.