Empfehlungen und Hinweise zu Webprojekten und Websites

Ihr wollt ein Kampagnenportal oder eine Informationsseite für die Piraten oder für eine andere wichtige Initiative machen? Super! Das ist gut und wichtig.
Eine Website hinzustellen, erscheint heutzutage oft als leicht. Hey, das kann doch jeder. Einfach mal bei einem Freehoster oder einem Betreiber wie wordpress.com ein Baukastensystem aufrufen, ein paar Dinge zusammenklicken, vielleicht eine tolle Grafik zaubern. Und das wars dann schon.

Naja, ganz so einfach ist es auch nicht. Aber keine Angst, es wird auch nicht so schwer.
Die gute Nachricht: Die Technik ist nicht das Problem! Ihr braucht auch keinem Klischee anzugehören und müsst auch nicht schon mit 10 Jahren eure erste Software geschrieben haben. Habt keine Angst, dass ihr es nicht könnt. Diese ist unbegründet. Eine gute Website hängt viel weniger ab von der Technik oder den „Programmierkenntnissen“, als von anderen Dingen.
Und das ist die schlechte Nachricht: Eine gute Website hängt von euch ab.
Nämlich von eurer Sorgfalt, von eurer Aufopferungsbereitschaft und eurem Einfühlungsvermögen in die Leser und Besucher der Site. Wenn ihr euch um eure Website kümmert, wenn ihr sie hegt und pflegt, sie mit Inhalten anfüttert, dann wird sie auch gut. Und besucht. Und prominent. Und sie wird das erreichen, was ihr euch für sie wünscht.

Schon was gemerkt: Ich hab keinen technischen Fachbegriff verwendet. Weder HTML5 oder CSS3 oder JavaScript. Weder Apache-Server, Proxy, Last, Connectionrequests, etc pp.
Ja, dies alles ist im Unterbau.
Aber keine Angst, in der Regel werdet ihr bei einfachen Projekten damit so wenig zu tun haben, wie ein Autofahrer etwas mit der Mechatronik zu tun hat. Mechatronik? Häh? Genau.
Das ist in der Technik der Website meist alles enthalten. Wenn ihr vorhandene Werkzeuge und Themes wie WordPress mit Piratenkleider nutzt, ist das alles schon fertig. Wenn ihr diese Werkzeige nicht nutzen wollt, dann natürlich müsst ihr euch überlegen, ob ihr nicht doch tiefer in die Technik reingehen müsst; Oder jemand sucht der dies für euch tut.
Aber auch dann geht es erstmal nur darum eine technische Basis zu schaffen. Später, im Betrieb, geht es darum, Inhalte zu pflegen. Und nicht dauernd zu programmieren.

Was ist also wichtig bei einer Website?
Folgende Empfehlungen gebe ich euch an die Hand:

Innerhalb von Bruchteilen einer Sekunde entscheidet ein Webseitenbesucher, ob ihm ein Auftritt gefällt oder nicht. Deshalb ist immer mehr Professionalität gefordert. Kundenfreundlichkeit, Informationsgehalt, Aktualität, Design und nicht zuletzt Barrierefreiheit sind inzwischen Qualitätsmerkmale für gute Internetpräsenzen. Dies unter einen Hut mit immer neuen Reglementierungen zu bringen ist die Kunst der Webseitengestaltung.

1. Zugänglichkeit für alle – Primat der Barrierefreiheit           

Oberstes Gebot: Webseiten dürfen niemand ausschließen. Stichwort Barrierefreiheit. Barrierefreiheit bedeutet jetzt nicht, dass man nur für ganz wenige (3%) der Leute unbedingt eine vorlesbare Form haben muss. Nein, es ist mehr. Barrierefreiheit betrifft uns alle. Zum Beispiel wenn wir im Bus sitzen und mit einem kleinen Smartphone eine Website aufrufen.
Kann man den Text lesen? Kann man alle Seiten aufrufen und Formulare bedienen?
Prüft das einfach mal ab. „Barrierefreiheit“ hört sich immer so sperrig an als Begriff. Und einige Entwickler sehen dies auch noch fälschlicherwiese als Begriff für Aufwand und teure Nacharbeiten. Ist es nicht. Das sind eigentlich Märchen, die schon vor zig Jahren widerlegt wurden. Einige Designer wollen aber Geld verdienen und verdienen gut daran, ihren Kunden vorzulügen, das wäre eine Option, die Mehrkosten verursacht…
Barrierefreiheit bedeutet: Jeder kann auf seine Art und Weise die Inhalte einer Website abrufen. Sei es mit dem Screenreader (also vorgelesen), sei es mit dem Handy oder sei es mit einem Fernseher. Gleiches Recht für alle! Keine Diskriminierung.

Deshalb: Setze Techniken ein, die einen Zugang zu euren Webseiten grundsätzlich für alle ermöglichen, unabhängig auch von der verwendeten Browserversion.

2. Zielgruppe(n) im Blick 

Der Interessent, der die Website besucht, möchte vor allem wissen: Was nützt mir das Angebot? Deshalb: Orientiere dich bei Inhalt, Struktur und Design immer an den Bedürfnissen und Eigenarten der Leser, für die der Text sein soll.

3. Nimm Hilfe in Anspruch!  

Details der Gebiete Technik, Design, Barrierefreiheit und viele andere Kriterien eines professionellen, kundenfreundlichen Webauftritts verlangen nach ausgewiesenen Experten! Es gibt ein Haufen von Leuten, die man fragen kann. Und noch mehr Leute, die antworten werden :)
Du bist nicht allein. Und dein Vorhaben gab es in anderer Form oftmals schon. Warum dann nicht die Erfahrung anderer nutzen. Zusammen sind wir stark. Aber dazu musst du auch fragen.

4. Nutze das Potenzial deiner Kollegen, der Teammitglieder oder deiner Freunde

Neben der Außenwirkung des Webauftritts ist die Wirkung nach innen nicht zu unterschätzen. Deshalb: Nutze das Wissen und die fachliche Erfahrung der Teammitglieder und Kollegen. Gib ihnen im Vorfeld einer Neugestaltung die Möglichkeit, ihre Erfahrungen und Wünsche zu formulieren. Beteilige deine Leute. Lass sie Anteil haben.

5. Kläre die Urheberschaft von Grafiken und Dokumenten 

Kennst du in allen Fällen die Quellen oder die Lizenzen der verwendeten Bilder oder  Dokumente? Deshalb: Veröffentliche erst dann, wenn die Urheberschaft eindeutig geklärt ist und Nutzung und Verbreitung via Lizenz (z.B. CC-BY) oder uneingeschränkt gestattet ist. Dies gilt auch für alle Mediendateien, die du im Piratenwiki oder im Flickr-Account der Piraten findest. Wenn du beispielsweise Bilder nutzen willst, die unter der CC-BY-Lizenz stehen, musst du mindestens bei den Bildern eben die Herkunft angeben!
Zum Schutz gegen Probleme aufgrund ungeklärter Fragen zum Urheberrecht sollten keinerlei Bilder oder andere Dokumente in den Webauftritt übernommen werden, wo nicht klar ist, von wo sie kommen und unter welcher Lizenz sie verbreitet werden dürfen.

6. Schaffe Transparenz: Impressum und Kontaktseite

Es ist immer gut, wenn man weiß, mit wem man es zu tun hat! Deshalb: Eine Impressumsseite ist vorgeschrieben, eine Kontaktseite sollte Standard sein. Verwende dafür keine anonymen Kontaktformulare. Nenne Ansprechpartner, Verantwortliche und Autoren namentlich! Sei präsent und lass die Menschen sich ein Bild von dir oder dem Projekt schaffen. Dazu ist eine Identifizierung mit einer Person sehr hilfreich.
Und wenn es sich um Projekte handelt, wo Anonymität verlangt wird, kann dies durchaus auch eine Kunstfigur sein.
Gib den Menschen eine Möglichkeit, sich mit dir  in Verbindung zu setzen. Nicht allein durch ein Formular, bei dem du  anderen eine Kommunikationsform aufzwingst, sondern auch durch Angabe einer  E-Mail-Adresse. Falls du ein Formular angibst, vermeide es bitte auch einen grafischen Captcha-Code als Spamschutz einzubauen. Die Captchas sind ein Placebo, bringen aber in Wirklichkeit keinen echten Schutz. Aber was sie garantiert tun: Sie hindern echte Menschen daran, dir zu schreiben; denn oftmals sind Captchas nicht zu erkennen.

7. Verzichte auf properitäre Techniken 

Alle verwendeten Techniken müssen nachhaltig und von jedem nutzbar sein! Deshalb: Vermeide den Einsatz von Java, Flash und anderen speziellen Medienformaten, wenn es gleichwertige offene Alternativen gibt.

8. Biete alternative Ausgabeformate bei Downloads 

Eine gute Website lebt von der Vielfalt! Deshalb: Publiziere Präsentationen, Vorträge, Texte, Artikel oder Dokumente in verschiedenen Formaten. Wenn dein Dokument in Microsoft Office geschrieben wurde, dann speichere es bspw. auch als Adobe PDF. Wenn es in Open Document geschrieben wurde, speichere es auch als PDF und Word. Das kostet dich eigentlich keinen Aufwand. Bringt aber deinen Lesern, die vielleicht nur eines der Formate lesen können, viel.

9. Lasse den Webauftritt testen            

Ein neuer Webauftritt soll dir und den Lesern von Anfang an Freude bereiten! Deshalb: Lasse ihn vor der Veröffentlichung von einer repräsentativen Auswahl der Zielgruppenmitglieder und  auch von neutralen Fachleuten testen.

10. Liefere deine Besuchern nicht der Werbeindustrie und der Überwachung aus

Verwende keine Tracker, die in der Lage sind, das Nutzungsverhalten der Besucher zu überwachen und dieses mit anderen Websites zu korrellieren.
Verschiedene Dienste bieten es an, deine Website mit interaktiven Social-Media-Icons anzureichen. Oder Schriften zu nutzen, die du bei dir einbinden kannst. Alles optisch schön und nett. Aber du hast keinen Einfluß darauf, was diese Anbieter neben den optisch sichtbaren Dingen noch übertragen. Wenn du eine JavaScript-Datei von einem fremden Anbieter direkt verlinkst, kann dieser dort jederzeit und ohne dein Wissen weitere Anweisungen einbauen. Zum Beispiel auch Anweisungen, deine Tastatureingaben und deine Mausbewegungen zu protokollieren oder auch um Dateien und Programme (vielleicht auch Trojaner) auf den Computer des Besuchers zu übertragen.
Lasse dich nicht mit ein paar Icons oder ein paar Schriften bestechen, um deine Besucher zu verraten. Wenn du solche Dinge nutzen möchtest, binde sie nicht über einen fremden Anbieter ein, sondern über deine eigene Webseite.

11. Sei sozial und gib der Netzcommunity etwas zurück. Stelle deine Inhalte unter einer freien Lizenz.

Das Ziel der Website ist es doch Informationen zu verbreiten. Wenn dem so ist, wenn Inhalte vor Köpfen kommen sollen, ist es erstmal auch egal, wer die Informationen aufgreift und sie weiter verbreitet.
Auch wenn andere die Inhalte als ihre eigenen ausgeben, sie aber so durchkommen und nur so durchgesetzt werden, ist doch das Ziel erreicht.
Verwende daher für Texte und Bilder eine offene Lizenz. Beispielsweise eine Creative Commons Lizenz (CC). Wenn du möchtest, dass du oder deine Seite als Ursprung genannt bleiben soll, dann verwende auch die Lizenz mit Namensnennung und der Weitergabe unter gleichen Bedingungen (CC-BY-SA).
Lass die Informationen fließen!