Tschüss Facebook – Jedenfalls so halb

Ich bin seit ein paar Wochen dabei, meine Verknüpfungen auf Facebook abzubauen.

ts,du („too short, didnt understand“):

Was meine ich damit?

Ich möchte einer einzelnen Firma, wie eben Facebook, möglichst wenig aktive Verknüpfungspunkte geben. Aktive Verknüpfungspunkte sind solche, wo ich selbst angebe, dass es eine aktive und aktuelle Verbindung von mir zu anderen gibt. Das kann im Falle von Facebook die Freundschaftsliste sein. Aber auch eine Mitgliedschaft in Listen. Zwar ist es ganz klar, dass Facebook auch nach meiner Abmeldung der Listen und Löschung der Verknüpfungen zu „Freunden“ diese weiterhin irgendwo gespeichert hat, gleichwohl ist da ein bedeutender Unterschied: Die alten Verknüpfungen sind eben alt. Sie werden vom Status der aktiven aktuellen Verbindung zu etwas was mal war und was plötzlich zu einem „Konjunktiv“ wird.
Damit wird der Wert dieser alten Datensätze reduziert.
Zwar ist es Facebook weiterhin möglich, meine Verknüpfungen zu Themen und Menschen zu ermitteln – sei es durch Analyse meines Surfverhaltens auf Webseiten, die Tracker von Facebook enthalten, sei es aber auch durch die Nutzung von Bots und Spider, die meine (bewusst) öffentlichen Informationen abrufen und analysieren.

Gleichwohl sehe ich wesentliche Unterschiede zur vorherigen Situation:

  1. Kosten und Validierung:
    1. Vorher gab ich Ihnen diese Informationen kostenlos. Selbst und damit auch inklusive einer impliziten Bestätigung.
    2.  Nun müssen sie selbst aktiv werden. Dies kostet der Firma etwas, denn sie müssen sich auf ihrer Spider/Bots und ihr Tracking-Netzwerk verlassen.
  2. Abbau der Monopolisierung von Daten
    1. Dadurch, daß ich keine Daten mehr exklusiv bei Facebook habe, sind sie plötzlich nicht mehr ein Monopolist über genau jene Daten: Es fehlt Facebook an Informationen, die allein auf Facebook existieren und der Firma somit einen Vorteil gegenüber anderen Datenhändlern bereiten würde.
    2. Andere Datenhändler, aber auch ganz normale Menschen, die der Metasuche mächtig sind, können dieselben Informationen erreichen. Dass Daten, die jeder selbst erreichen kann, weniger Wert sind als exklusive Daten, dürfte offensichtlich sein.

Aus selben Grund hab ich die sogenannte Freundesliste gekürzt bzw. extrem stark bereinigt. Wichtig: Das hat nichts mit einzelnen Personen hier und dort zu tun oder mit irgendwelchen Beef den man vielleicht mal hat.

Gleichwohl ist es derzeit noch unmöglich, ganz auf Facebook zu verzichten. Es gibt zwei starke Gründe, den eigenen Account nicht ganz zu löschen:

  1. Berufliche Gründe.
    Als Organisator vom Webkongress Erlangen muss ich auch für eine entsprechende werbende Präsenz auf verschiedenen Social Media Plattformen sorgen. Und damit eben auch auf Facebook. Da ich aus beruflichen Gründen zudem oft mit Fragen zu tun habe, ob und wie man Dinge auf Social Networks macht, muss ich natürlich ebenfalls mit einen oder mehreren Accounts in der Lage sein Dinge zu tun – und sei es nur Dinge zu testen.
    (Schließlich bin ich nur ein kleiner Informatiker, der Dinge auf den Grund gehen muss. Ich bin keiner dieser mit allumfassender Weisheit ausgestatteten Kämpfer alternativer Plattformen, Datenschützer oder Politiker, die alles über die Plattform wissen ohne nie selbst nachgeschaut zu haben).
  2. Alternativlosigkeit durch die Entscheidungen anderer.
    Andere Menschen haben für sich entschieden, dass sie nur über Facebook erreichbar sind. Will ich mit diesen in Kontakt bleiben, muss ich deren Entscheidung respektieren. Was ich nicht erwarten kann ist, dass andere plötzlich aufgrund meiner Entscheidung ebenfalls alles dort aufgeben und sich dann auf eine für sie vielleicht mühsamen Suche machen um einen Ersatz zu finden. Ich halte daher mein Account nur für diese Leute (und Listen) aufrecht.
    (Und nein, bitte verschont mich mit Kommentaren, dass jeder doch mal eben einfach ein dezentrales Netzwerk wie Friendica aufsetzen und nutzen könne.)

Ich möchte meinen Facebook-Account nur noch ganz bewusst und gezielt für die beiden oben genannten Gründe nutzen.

Wer also verwundert ist, daß ich plötzlich nicht mehr in der Freundesliste auftaucht, möge sich deswegen keinen Zopf machen – Es ist alles gut!

Ich kann nur einen Appell an all diejenigen geben, die seit Jahren im Netz sind und eine eigene Homepage besitzen:

Bloggt und publiziert mehr! Jeder Facebook-Statuseintrag, jeder Tweet, jedes Instagramm-Bild wäre es wert, auch auf eurem Blog zu sein.

Überlegt euch, ob manche Tweets und manche Memes nicht auch zusätzlich  im eigenen Blog eine sichere und besser findbare Heimat hätten. Und ja, da muss ich mir auch selbst an die eigene Nase fassen .)

Es bleibt wie es seit Jahren: Wir sehen uns im Netz!

 

2 Kommentare zu “Tschüss Facebook – Jedenfalls so halb

Kommentarfunktion ist geschlossen.

  1. Gute Sache das. Ich kann sehr viel davon nachvollziehen und hadere in letztern ebenfalls. Meine Veranstaltungen sind bisher der wichtigste Punkt … Jedenfalls, Glückwunsch! ;)

  2. Immerhin ein Anfang. Ich war noch nie bei FB und mache um diesen Dienst einen riesigen Bogen. Klar, als Privatperson ein einfach Ding.

    Da ich auf Verlinkungen mit FB keinen Wert legen und auch keine Inhalte dort abwandern lassen möchte (or whatever), sind sämtliche Zugriffe auf mein Webprojekt, die im UA den Namen dieses Unternehmens tragen, gesperrt.

    Das mag aber nicht für alle praktikabel sein…