In dem Papiermedium „Süddeutsche Zeitung“ erschien heute eine Kolumne von Andrian Kreye – einem Angestellten der Zeitung. Hier wendete er sich, vermeintlich subjektiv (da unter der Kategorie „Kommentar“), aber dann doch im Sinne der wirtschaftlichen Vorteile seines Arbeitgebers und seines eigenen Standes gegen die Proteste gegen die vermeintliche Urheberrechtsreform.
Dieser schrieb darin -und die Redaktion fasste es dann -rein objektiv versteht sich- in fettem Text (ich mach es aber jetzt einfach nur kursiv – ebenfalls rein objektiv, versteht sich):
„Wer gegen die EU-Urheberrechtsreform auf die Straße geht, protestiert nicht für die Freiheit des Internets. Er opfert seine Bürgerrechte.“
Interessanter fand ich folgenden Satz:
Die Digitalisierung hat im eigenen Beruf schon viel Schaden angerichtet.
Andrian Kreye
Alles weitere was darauf folgt ist der Rede nicht wert. Der Satz allein bringt die zu Grunde liegende Motivation des Artikels auf den Punkt.
Ich möchte dazu einen Satz kontern:
Die Pferdekutscher des letzten Jahrhunderts spüren die Disruption der neuen vernetzten Welt. Sie verstehen Netzkultur nicht, sie sehen sie als Angriff und hassen sie daher.
Ich hab in den letzten Jahren viele Journalisten, Pressesprecher und andere Öffentlichkeitsarbeiter kennengelernt. Dabei eben nicht nur altergraute Menschen, sondern auch in meinem Alter oder jünger. Trotzdem konnte ich fast immer eine große Distanz zur Netzkultur feststellen.
In einem Fall einer Pressesprecherin hat diese es sich nicht nehmen lassen, offen zu sagen, dass sie das Internet hasst.
In vielen Fällen wurden Texte im Web oft als „Blog“ tituliert – mit einer Betonung die klar machte, dass „Blog“ als Abwertung gemeint war. Vielleicht ist es dem einen oder den anderen auch schon aufgefallen. Da werden Texte, die in Inhalt, Recherche, Qualität und Form in nichts dem einer professionellen Reportage nachstehen, einfach als Blogbeitrag bezeichnet. Andere dagegen als Artikel.
Dabei ist die Qualität der eigenen Texte oft für die Journalisten selbst nicht zufriedenstellend. Man würde gern die Zeit und das Geld haben um richtigen Journalismus zu betreiben. Der Alltag in einer Redaktion ist jedoch von mangelnden Ressourcen bei Erfolgsdruck geprägt.
Da stellt sich mir als Beobachter und teilweise auch involvierter schon die Frage, ob bei vielen Journalisten, die sich im Alltag selbst als Lohnschreiber deklariert sehen, auch unbewusst ein großer Neid vorherrscht? Gegen die Leute die einfach und wirklich frei bloggen können.
Gegen die Podcaster, die geile Interviewpartner haben, die Videoblogger, welche inzwischen Abozahlen haben, die selbst das Blatt für „Hass, Titten und Wetterbericht“ und die SZ auf die Plätze degradieren. Gegen die Künstler die ihre Werke ins Netz stellen – ohne Verlags- oder Label-Knebel.
Übrigens gibt es auch hier eine begriffliche Degradierung, wie bei den Blogs. Da werden Leute, die erfolgreiche YouTube-Channel betreiben, plötzlich als „Influencer“ bezeichnet. Und auch hier mit einem spürbaren Unterton, dass dies was da geliefert wird, nicht an Qualitätsjournalismus ran reiche und überhaupt nur junge und unerfahrene Jugendliche und Heranwachsende darauf stehen würden.
Kurzum:
Es gibt aus dem Bereich des traditionellen Journalismus einen Hass auf die Leute, die plötzlich deswegen aus dem Nichts heraus erfolgreich und bekannt werden, weil sie sich nicht einer Maschinerie aus Verlagen, Labels und Verwerter unterworfen.
Und dies ist eine Ursache für Artikel wie dem obigen.
Ach ja: Dies ist auch als Kommentar geflaggt. Also rein subjektiv. :)