Tag eines MS-IIS Admins

Auf der Suche nach einem Skript hab ich vorhin meine Verzeichnisse durchwühlt.
Dabei hab ich eine kleine Rarität gefunden, die IMHO auch heute noch pasen könnte.
Laut Modification-Date hab ich es im September 2001 geschrieben.

In einer Maildiskussion (oder war es im Usenet) ging es um Bugs des MS-IIS.
Dies führte dazu, daß ich eine Vorstellung darüber schrieb, wie der Tagesablauf eines MS IIS Administrators wohl aussehen könnte:

8.15 Uhr
aufstehen
8.17 Uhr
Schreck vor dem Spiegel bekommen, ob des verzweifelten Gesichts
9.29.56″ Uhr
sich noch rechtzeitig bei der Arbeit einstempeln
9.40 Uhr
Server steht. Ursache unbekannt. Call zu MS sowieso zwecklos, also bis 10.20 gesundbooten aller Server
10.20 Uhr
Die ersten Mails werden gelesen. Darin auch der Hinweis einen neuen Patch einzuspielen
10.40 Uhr
Patch wird geladen und eingespielt. Maschine beginnt zu roedeln. Waehrenddessen geht man in die Kaffeepause, damit man nicht telefonisch durch irgendwelche User erreicht wird.
11.40 Uhr
Der Patch ist drin. Jetzt muss nur noch gesundgebootet werden.
12.05 Uhr
Die PCs laufen wieder.
12.10 Uhr
Ab in die Mittagspause
13.00 Uhr
Mail mit neuer Warnung liegt im Postfach. Wird ignoriert. Erstmal kommt der Kaffee oder die Fluppe nach dem Mittag. (Zwischenzeitlich stellt sich heraus, dass aufgrund der Vormittag-Patches die Drucker nicht mehr funktionieren.)
13.14 Uhr
Die User haben sich zusammengehordet und finden den Admin in einer konzertierten Suchaktion in der Kaffeekueche. Seufzend und mit dem Wort ‚DAUs‘ in Gedanken, unterbricht der Admin das Lesen des Manager-Magazins und geht mal schauen.
13.15 Uhr
Erster Versuch: Gesundbooten. Hilft immer.
13.24 Uhr
Drucker gehen noch immer nicht. Ist bestimmt ein Userfehler…. Es wird ein Call zum MS-Support aufgemacht
13.31 Uhr
Man wird dadurch aufgeweckt, das das Gedudel irgendeiner seltsamen Musik im Telefonhoerer zuende ist und eine gereizte…aehm..liebliche Frauenstimme des First-Level-Supports fragt, was das Begehr ist.
13.43 Uhr
Die Frau des First-Level-Supports hat ihren Standardfragen-Katalog
(„Ist der Stecker in der Steckdose?“, „Ist der Monitor an?“, „Beten Sie taeglich zu Bill Gates?“ ,…) durch und gibt den Call weiter zum Second-Level-Support.
13.44 Uhr
Der Second-Level-Support fragt, ob man den aktuellsten Patch hat.
Autsch! Da war doch was….
Der SLS sagt, dies ist sicher der Grund, der Call ist beendet.
13.45 Uhr
Man beruhigt die User und sagt, das der Server erstmal wieder gepatched wird.
13.47 Uhr
Patch wird eingespielt.
14.05 Uhr
Waehrend der Rechner nödelt, surft man mit dem IE im Web rum und liesst mit Outlook Mails. Der Admin regt sich ueber irgendwelche Deppen auf, die dauernd rumlabern von wegen so ein Kinderbetriebssystem.
Schwachsinn das. MS ist gut, war gut, wird immer gut sein. BASTA.
Diese Typen sollen erstmal ihren MSCI machen, bevor sie mitreden.
Ausserdem geht man immer die Mails durch, wo jemand nett gruesst und um Hilfe fragt:
‚Hi, how are you? I send you this file in order to have an advise.‘
Da muss mal als kompetenter MSCI-Admin doch helfen!
14.30 Uhr
Patch ist drin. Nun noch gesundbooten.
14.40 Uhr
Klappt alles. Auch die Drucker. Ein Hoch auf MS.
14.41 Uhr
Danach:

  • Blick in die Mailbox.
  • Ansteigender Blutdruck.
  • Pochende Halsschlagader.
  • Gesichtstoenung vertieft sich.
  • Dann ein AUfschrei, der bis zum Nebenbuero geht:
    Was bilden sich diese Leute ein, mir zu mailen, ich wuerde ein Virus verteilen!!!!!! Unsere Server sind sicher! Diese DAUs!
14.42 Uhr
Griff zum Telefonhoerer und Anwahl des Hausjuristen.
15.06 Uhr
Nach dem Sprechen mit dem Juristen hat man sich wieder etwas beruhigt. Man tut jetzt doch erstmal nichts, weil man da schlecht jemand wegen einer, wenn auch unsachlichen, Mail was tun kann.
(Der Jurist kennt den Admin uebrigens genau.)
15.10 Uhr
Der Admin schreibt ein paar gepfefferte EMails zurueck. Und nervt sich ueber alles was mit OpenSource zu tun hat.
15.56 Uhr
Feierabend.

Verstohlen schleicht sich der Admin durch den Hinterausgang, damit ihn nicht wieder irgendwelche Vandalen auflauern, die aus unverstaendlichen Gruenden was gegen ihn haben.