Die Diaspora von Twitter nach X, Post, BlueSky, Mastodon, Threads und anderen

Anlässlich eines Tweets von Musk in dem er ein Werbevideo der AfD repostet, gibt es wieder eine Diaspora weg von X.  Nunmehr sehen einige Musk endgültig als rechtslastigen Milliardär, der auf den Spuren von Trump agiert und radikale Menschen unterstützt.
Aber ist das wirklich so? Kann die Erklärung wirklich so einfach sein?

Also ich glaube ja nicht, dass Musk tatsächlich Sympathien oder Interesse an rechten Blasen hat. Der Mann hat Tesla und SpaceX aufgebaut. Er verfolgt Ziele. Und zwar ohne Rücksicht auf sich selbst oder auch andere.

Dabei bedient er sich auch der Klaviatur der Emotionen.
Dies hat er bei Tesla gemacht und bei SpaceX. Er orchestriert dabei geschickt Emotionen und Visionen und setzt auf große Bilder und Worte. Ein Beispiel dazu ist die ikonografische Landung der beiden Falkon9 Raketenstufen im Jahr 2019.

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Zurück zu Twitter.

Man sollte sich vor Augen führen: Mit den Kauf von Twitter verfolgte er nie wirklich den Betrieb einer Social Media Plattform.
Sein Ziel ist dagegen der Aufbau eines zentralen All-In-Plattform, der Alles-X-App. Eines Marktplatzes, einer Verkaufsplattform, eine Eventbörse, einer Newsplattform und viele weitere Funktionen. Das Vorbild ist hier WeChat.
Ein vergleichbares Angebot wie WeChat gibt es ausserhalb von China jedoch nicht.  Dies ist, sollte es gelingen, ein Mega-Milliarden-Dollar-Geschäft.
Sein Interesse an Twitter bestand somit im Wesentlichen nur im Kauf der Infrastruktur, der technologischen Basis.

Und mit der hierfür notwendigen Umbenennung in X hat er schon begonnen in die Richtung zu gehen. Denn X kann nur erfolgreich werden, wenn es Twitter in der alten Form nicht mehr gibt.

Eine sehr gute und sachliche Analyse aus Sicht des Marktes findet sich hierzu bei Lars Erichson:

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Dass ein „nerviges“ Social Media bei dem Kauf von Twitter mit dabei ist, wo zudem jedes Land der Welt seine kostspieligen sozialen Sonderlocken(*) und Regeln durchsetzen will, stört also eher.
Gleichzeitig kann er die Plattform nicht einfach ausschalten.

(* Das war pointiert ausgedrückt. Natürlich braucht jedes soziale miteinander Regeln).

Unter diesen Blickwinkel erscheint es mir nachvollziehbar, dass er die Plattform „unleidlich“ macht. Er reduziert die Moderation, entlässt alle die Twitter/X im Sinne einer Social Media Plattform weiterentwickeln könnten (denn das braucht/will er nicht) und lässt Leute wieder rein, die das Klima weiter verschlechtern.
Zusätzlich wirft er ein paar Tweets als Brandbeschleuniger rein, mit der sich diese braunen Lämmer auch noch bestätigt fühlen.

Der Exodus zu einer wackeligen Mastodon Alternative, zu Bluesky, Post und anderen ist für Musk somit weder Gefahr noch unerwünscht. Und durch die Beiträge, auf egal welcher Plattform, wie schlimm alles ist und wie sehr Musk nun Rechtslastig ist oder nicht, wird dies ebenfalls unterstützt.
Wenn der Prozess abgeschlossen ist und nur noch Bots und braune Lämmer auf den Resten von Twitter übergeblieben wird, wird er genau diese als willkommene Begründung nehmen, dass er die Plattform dann abschalten muss und einem harten Reset unterziehen muss. Tut ihm sehr sehr leid.  Aber es ging ja nicht anders. Und er hats eingesehen und gelernt daraus. Sehr ihr diese Tränen im Augenwinkel?

Meiner Meinung nach, geht jeder, der Musk aus seinen Tweets in die rechte Ecke stellt, der eine faschistische Plattform bauen will, diesem Kalkül auf dem Leim.

Daher: Hört auf mit euren Gefühlen diesen Menschen zu schätzen. Denn genau mit der Steuerung von Emotionen kennt Musk sich aus. Schaut auf die reinen Fakten und verliert auch selbst nicht euer Herz an irgendeiner Plattform.

Auch vor Musk war Twitter kein sündfreier Himmel. Es gab Hetze, Verschwörungstheorien, Mobbing, Spam, Lügen und rhetorische Gewalt auch schon vor Musk.  Die damaligen Betreiber haben dort auch primär ihr Geschäft gemacht – und Twitter ganz bewusst verkauft. Was sagt dies über Bluesky?

Und Mastodon?
Mastodon-Instanzen werden überwiegend von einzelnen Menschen als Liebhaber-Projekt betrieben. Der Glaube daran, dass dies nachhaltig ist, halte ich für etwas optimistisch.
Denn am Ende gibt man sich dann doch meist nur einer einzelnen Person in die Hände. Die vielleicht auch mal schlechte Tage hat, sich auch beeinflussen lässt, in der Regel auch ein eigenes Leben und Beruf hat und sich nicht dauerhaft um Moderation kümmern kann und die auch irgendwann mal die Rechnung vom Provider bekommt und sich fragt, ob sich das wirklich lohnt.
Am Ende bleiben dann wieder nur einzelne große Instanzen, die am Ende des Tages Geld zum Betrieb brauchen, dafür ein Geschäftsmodell finden müssen und ebenfalls eine Content Moderation einführen müssen.

Auch bei dem Ausweichen auf eine andere Plattform sollte eines klar sein:

Technik löst keine sozialen Probleme.

Und somit werden auch Menschen folgen, die fern aller Vernunft sind. Der Lobbyismus, die Lügen, das Mobbing wird auch zu Mastodon, Bluesky, Post und co. folgen. Wenn das nicht schon da. Streitereien und das Schlechtmachen anderer Menschen kann man auch jetzt bereits auf allem Plattformen finden.

Wie auch immer: Es bleibt eine Erkenntnis, die nicht neu ist, sondern schon vor Jahren gelernt werden sollte: Nichts ist so wie es scheint.

Zwei Fotos nebeneiner: Auf dem linken Foto sieht man ein Mädchen, welches im weißen Hemd neben einen offensichtlich gefährlich aussehenden Typen steht, der auf einen Stuhl sitzt. Das Mädchen sieht quasi aus, wie ein Abbld der Unschuld. Der Typ trägt eine schwarze Jacke, hat wildes Har und die Jacke steht vorne auf, man sieht seine behaart Brust. Beide, das Mädchen, wie auch der Mann haben die Hände hinter dem Rücken. Auf dem Bild daneben sieht man beide von hinten und man sieht was sie in den Händen tragen. Das Mädchen trägt eine gefährliche, scharfe Axt, die sie versteckte. Der ach so gefährliche Mann jedoch, hält in den Händen ein Blumenstrauß.
Bildquelle: Meme im Social media, Erster Fund 2012 auf wordpress.com

Geht nicht zu schnell anderen auf den Leim, nur weil es sich alles so Gut und richtig anhört.
Und nebenbei glaubt nicht meiner oben aufgeführten These einfach so. Auch ich kann völlig daneben liegen. Denkt halt selbst, beobachtet, denkt nochmal. Entspannt euch. Und dann von vorne.

Seit aufmerksam. Aber bleibt menschlich.
Egal ob hier wie da.