Virtuelles Arbeiten in der Praxis

Isotopp beschreibt in seinen aktuellen Artikel Erfahrungen mit Nonoffices eine Erfahrungen der letzten Monate by MySQL. Dort wird offenbar die Arbeit sehr virtuell, sprich verteilt und ohne festen Arbeitsplatz, durchgeführt. Zu Hilfe werden offene Protokolle und Dienste wie IRC, Skype, Asterix, SSH-Screen und co verwendet.
Das ganze ließt sich fast wirklich so, als ob das Hobby und die Methoden die in der Vergangenheit sehr erfolgreich zu OpenSource-Projekten führten, nun auch wirklich vollständig von der Firma MySQL übernommen wurde.
Wenn man das ganze so ließt, kriegt man fast schon Lust, da auch mitmachen zu wollen!
(Jedenfalls dann, wenn man solches arbeiten kennt und ebenfalls mehr Wert legt auf Ergebnisse als auf den Weg wie Ergebnisse erzielt wurden.)

Was Isotopp meines Erachtens etwas unerwähnt läßt oder nur am Rande bemerkt: Man muss da schon einiges an Disziplin mitbringen, wenn man zu Hause arbeitet. Viele laufen sicherlich Gefahr, es dann eher etwas lazy zu nehmen. Wer vergisst, daß es ein Ziel gibt und damit verbundene Fristen und Termine, der dürfte ein Problem haben.
Zwei anderer Dinge sollte man ebenfalls nicht unerwähnt lassen:
Zum einen die Gefahr der Selbstausbeutung ist immer dann vorhanden, wenn die Arbeit sehr viel Spaß macht und die Grenze zwischen Arbeit und Freizeit unscharf wird.
Wenn die Grenze zwischen wirklich unscharf ist, ist es ja auch nicht schlimm, wenn man mehr als 60 Stunden in der Woche „arbeitet“. Denn man empfindet es ja nicht so. Allenfalls die paar Stunden wo man mal was unangenehmes tun muss. Aber die halten sich ja in der Minderheit und bleiben da auch -ansonsten hätte man den Job nicht genommen.
Das Problem bei der Selbstausbeutung ist jedoch der Körper und das persönliche Umfeld.
Wenn man Woche um Woche, Monat für Monat so arbeitet und nicht mal was anderes macht oder mal ausspannt, brennt man langsam aber stetig aus. Wer seine Arbeit als Freizeit sieht muss da gehörig aufpassen, das dies nicht passiert. Oft merkt man es erst, wenn es schon eine Minute vor 12 ist…

Das andere Problem ist das soziale Umfeld. Sicherlich lernt man viele neue Freunde kennen, mit denen man reden/chatten kann. Aber das ist nicht alles. Man hat vielleicht zu Hause auch noch Leute. Die wollen und brauchen auch Zeit für sich. Die sehen nicht unbedingt immer ein, daß das eigene Hobby = Arbeit ist. Für die erscheint es oft so, daß man dauernd nur arbeitet…
Nicht unerwähnt sollte auch bleiben, daß Homworking auch bedeutet, daß man zu Hause seine Computerausrüstung haben muss und dort auch in Ruhe arbeiten können muß.

Nun ja. Die obigen Probleme sind sicher lösbar. Und man hat ja auch einige Vorteile durch die Art der Arbeit. Die Frage bleibt aber: Wie sieht es mit der längeren Zeit aus: Reicht es dann wirklich, daß man sich mit Leuten nur einmal alle paar Wochen trifft?
Und was ist eigentlich mit den anderen privaten Projekten? Wenn die Grenze zwischen Freizeit/Hobby und Arbeit so unscharf ist, gibt es dann nicht auch die Gefahr, daß eine Firma alles was man tut als ihr Eigen ansieht? Oder andersrum, daß man selbst Dinge tut in guten Wissen auf Firmenkosten, die dann aber doch dort ungewollt sind?

Eines ist klar: Diese Art der Arbeit erfordert Leute, die damit umgehen können.
Und das fordert die Headhunter und die Chefs, ganz andere Kriterien bei der Auswahl zu nutzen als bisher.

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