MeinProf.de

Es gibt doch noch Hoffnung für die deutschen Studierenden!
Mit Meinprof.de haben 5 Studis aus Berlin gezeigt, daß die Studenten doch immer mehr Bewusstsein für sich und ihre berechtigten Ansprüche haben.

Das Angebot ist eine direkte Folge einer antiquierten Geisteshaltung seitens vieler Universitäten, die zwar Evaluation der Lehre durchführen, die Ergebnisse jedoch -trotz Informationsfreiheitsgesetze und dem Bekenntnis der Hochschulrektorenkonferenz zu OpenAccess- zurück halten (meist aus Erwägungen des Marketings).

Es kann nicht sein, dass man uns erst in Fragebögen nach unserer Meinung fragt und uns dann die Ergebnisse vorenthält (Daniel Pruss von meinprof.de)

Das nun viele Universitäten (meist aufgeschreckt durch die eigenen Pressestellen oder einige wenige Professoren, die schlecht weg kommen) etwas gegen sowas haben, ist natürlich zu erwarten gewesen.
Doch auch hier zeigt sich schon die neue Medienwirksamkeit: Die Universitäten, die anstelle Einsicht zu zeigen und eigene Fehler einzugestehen, gleich mit der Keule kommen, stehen nun erst recht im schlechten Lichte da. Zumindest jedoch stehen sie nun als Universitäten da, die etwas zu verheimlichen haben. Würden Sie solch einer Universität ihre Fördergelder oder ihre Spenden anvertrauen? Ich nicht.

Jahrelange Werbebotschaften haben dem letzten Kinde gelehrt, daß hinter jeder Firma, die krampfhaft und mit juristischen Mitteln versucht, etwas gerade zu rücken, etwas steckt was nicht ans Licht darf.
Je mehr versucht wird, sich selbst als Gutmensch, Gutfirma oder Gutorganisation darzustellen, desto größer wird das Misstrauen. Das haben anscheinend viele noch nicht kapiert, die so dumm sind, anstelle Tolleranz zu zeigen, mit Juristen anzukommen.

In einem Zeit-Artikel ließt man die gegenläufigen Meinungen zweier Experten:
„Solange nicht alle 30000 Professoren in Deutschland begriffen haben, dass sie die Meinung ihrer Studenten als Experten ihrer eigenen Lerninteressen ernst nehmen sollten, haben solche Aktionen ihre hochschulpolitische Berechtigung“, sagt Karin Fischer-Bluhm, Geschäftsführerin des eigens für Evaluationsfragen geschaffenen Verbundes Norddeutscher Universitäten.

Christiane Spiel, Vorsitzende der Deutschen Gesellschaft für Evaluation, hält dagegen: „Das ist eine Konsumentenbefragung, bei der die Effekte weder absehbar noch kontrollierbar sind. Das kann sogar das Klima für gute Evaluation verderben.“

Beide haben auf ihrer sichtweise Recht. Und beide scheinen doch derselben Meinung an einer Sache zu sien: Studierende sind als Kunden zu sehen! Aber auch Kunden haben Rechte!
Diese Rechte stehen zudem höher als der Wunsch von Wissenschaftler (die von den Geldern der Studierenden mitbezahlt werden) auf eine ungestörte und unbeeinflußte Evaluation.

(Letzterer Ausspruch ist jedoch beunruhigender aus andere Hinsicht: Der Sichtweise auf „Konsumenten“ an sich. Denn man kann den Satz doch auf jede unabhängige Kundenbefragung ausdehnen.
Der Vorteil bei Studierende war bisher wohl lediglich der, daß es dort bei Kundenbefragungen noch kaum Konkurrenz durch andere gab.
Aus der Physik weiß man, daß es stimmt: Jede Beobachtung verändert das Beobachtete.
Terry Pratchett meint sogar noch dazu: Und die Beobachtung verändert auch den Beobachter. )

Wie auch immer: Studierende haben -insbesondere durch die flächendeckene Einführung von Studiengebühren immer mehr den berechtigten Status von zahlenden Kunden.
Kunden haben jedoch nicht nur die Möglichkeit und das Recht das Angebot zu prüfen, sie haben auch das Recht ein Angebot abzulehnen und es als schlecht zu werten.
Universitäten müssen sich immer mehr daran gewöhnen, daß sie vergleichbar werden und das sie in Konkurrenz zueinander stehen. Nicht nur als abstraktes Gebilde, sondern als gesamtes Team, mit allen Einrichtungen, allen Professoren, mit der Qualität der Lehre, dem Angebot der Fächer und den allgemeinen „Hochschulklima“ vor Ort.

Die Versuche jetzt aus vermeintlichen datenschutzrechtlichen Gründen das Angebot abschalten zu lassen ist genauso moralisch und sinnfrei, wie wenn eine Firma versucht, Angebotsvergleiche in Zeitschriften oder im Internet zu verbieten.
Als ein Pavlovschen Reflex würde ich es da auch einordnen, daß einige immer gleich das Wort „Pranger“ in den Mund nehmen, sobald es Informationen über Personen geht.

Möglicherweise gelingt es ja dem Berliner Datenschützer sogar, das ganze über eine Verfügung still zu legen. Ich wett jedoche, einen Tag nach einer Stelllegung des Angebots, würden mindestens 4 neue gleiche Angebote aufgehen. Zudem würde das Ansehen von Datenschützer weiter sinken und wieder einmal mehr den Hauch von Informationsblockierern bekommen.

Ich glaub jedoch nicht, daß die Leute -im moralischen Sinne- Erfolg haben oder haben dürfen.
Der Stand eines Professors ist ein öffentlicher. Eine Professur bedeutet einen großen Prestigegewinn und hohes Ansehen. Doch dieses muss gerechtfertigt sein. Ein Professor, der seine Vorlesungen derart gestaltet, daß er lediglich aus seinem vor 5 Jahren geschriebenen Buch abließt und der Inhalt von Prüfungen darin besteht dieses abzufragen (so daß Studis es kaufen müssen um zu lernen), darf mit sowas nicht durchkommen.

Mündige Kunden und das heißt, hier emanzipierte Studierende, haben das Recht auf gute Bildung.
Dafür zahlen sie und dafür verschulden sie sich für lange Zeit.

Der Studierende gehört an einer Universität im Mittelpunkt.
Nicht jedoch Professoren und auch nicht die PR.
Wenn Professoren oder Hochschulen Fehler begehen, müssen sie dazu stehen und dafür sorgen, daß es besser wird. Nicht jedoch werden die Hochschulen teilweise von den Studierenden dazu bezahlt, Zeit und damit Geld, dafür aufzuwenden, unangenehme Sachen zu verheimlichen.

Ich vermute und hoffe, daß die Studis sich in den kommenden Jahren noch viel mehr Emanzipieren und mehr damit beginne, für das von ihnen gezahlte Geld, Leistung zu fordern.
Denn nur dies verspricht die Chance, daß die Universitäten und die dazugehörigen Verwaltungen wirtschaftlicher und flexibler werden.

Das Angebot zeigt übrigens auch, wie einfach solche Wertungssysteme machbar sind und das teure und komplexe Evaluationssysteme nicht unbedingt notwendig sind.

7 Kommentare zu “MeinProf.de

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  1. Wie ich unter http://www.mathias-bank.de/2006/08/01/meinprofde-not-thougt-out/ schon geschrieben hab, find ich das Angebot meinprof.de eigentlich auch ganz gut, vor allem vor dem Hintergrund der Studiengebühren.

    Wenn man aber die Seite etwas genauer anschaut, dann kommen doch einige Fragen auf, über die ich mich als Professor sehr ärgern würde und damit die Problematik verstehe: Man kann nämlich die Fachkompetenz des Professors nicht bewerten. Lediglich wie leicht man an eine gute Note kommt (dazu gehört das Material, wie gut er es rüberbringt,…). Da kenn ich ein paar Profs, die sicherlich nicht so gut abschneiden. Trotzdem sind sie unheimlich kompetent in ihrem Fach und ich möchte das Thema eigentlich nicht von einem anderen vermittelt bekommen (denn der Prof konnte auch Fragen beantworten, die nur indirekt etwas mit dem Thema zu tun hatten – aber durch die Kompetenz kannte er sich entsprechend aus).

    Ich habe meinprof.de darauf eine entsprechende Mail geschrieben, die wurde bis heute aber nicht beantwortet.

    Von der Seite: mich stört das Angebot meinprof.de (auch als Student): die Sicht ist einfach zu einsichtig.

  2. Hm… aber wird das nicht in „Verständlichkeit“ und „Unterstützung“ bewertet?
    Im Hinweis was mit Unterstützung gemeint ist, wird u.a. angegeben, daß es hier drum geht, wie er auf Fragen antwortet .

  3. > meist aus Erwägungen des Marketings

    Ich würd mal eher Beheupten die Profs halten die Ergebnisse zurück und nicht die Unis. Zumindest hier in Erlangen.

  4. Es liegt aber auch an der Verwaltung in den Fakultäten: Die bringt es nicht hin, allen Studis einen Zugang einzurichten.
    Siehe auch Eva für alle

    In Erlangen zeigt es allein die Techfak, das es geht.

  5. Ne, ich glaube es ist nicht die Verwaltung sondern der mangelnde Wille in den FBRs und somit der Profs. Wenn die das wollten wäre das schon lange umgesetzt.

  6. Ich habe ebenfalls interessiert den Zeit-Artikel gelesen. Es ist schon sehr schade, wie ablehnend manche Profs auf Meinprof.de reagiert haben. Eines aber stimmt tatsächlich: Dieses Evaluationssystem kann mit dem eher „platten“ Profil, das abgefragt wird und der eher starken Fiyierung auf den Quotienten Note/Aufwand, sollte das nicht noch verbessert werden, nicht als vollwertiger Ersatz einer professionellen Evaluation an der Hochschule herhalten… Bleibt die Hoffnung, dass mit der Einführung von Studiengebühren wenigstens dieser positive Aspekt endlich in die Gänge kommt: Es bringt den Unis (=Arbeitgebern der Professoren) etwas, gute Lehre anzubieten. Bisher zeichnet sich da ja leider wenig ab. Im neuen Hochschulrahmengesetz des Freistaates Bayern sind die Wettbewerbsaspekte und das Leistungsprinzip an jedem Eck so gut wie ausgeklammert. Eine vertane Chance und ein großes Problem in naher Zukunft. Das zeigt sich schon daran, wie die erstmal eingeführten Studiengebühren ab 2007 auf die Fakultäten verteilt werden sollen: Mit der Gieskanne, jeden Fakultät soviel, wie sie Studenten hat.

  7. Ich kann mich noch dran erinnern, dass ein gewisser Prof der FAU damals nach der ersten Vordiplomsprüfung (in Mathe) und erfolgter Evaluation durch einen gewissen Jahrgang (unseren) verkünden ließ, er werde ich Zukunft nur noch im Hauptstudium unterrichten.

    Das war allerdings auch das einzige mal dass wir irgendwelche Auswirkungen der grünen Fragebögen gespürt haben. Manch einem Prof hätte unser einer gern noch was saftiges mit auf den Weg gegeben, aber wir wurden fast nie nach unserer Meinung gefragt.

    Wenn jetzt hier von dieser Seite mitunter negative „Propaganda“ betrieben wird, ist das aber nicht allein deren Schuld. Zufriedene Menschen haben keinen Grund sich zu beschwerden, also wenn dort gehäuft negative Meinungen auftreten, personen- oder unibezogen, dann wird das schon seine Gründe haben.