Genug Schokolade?

Wie aus einer einfachen Aussage zu Schokolade bei genug Zeit und mit etwas natur- und geisteswissenschaftlich angehauchtem Blödsinn auf Twitter ein Thread wurde.

Heute hörte ich beim Einkauf folgende Worte:

„Du hast schon genug Schokolade.“

(Wem das gesagt wurde, aus welchen Gründen und ob diese Person dabei gerade vor den entsprechenden Regalen stand, tut hier nichts zur Sache.)

Denn dieser Satz wirft einige tiefgründige existentielle und philosophische Fragen auf:
Kann es überhaupt „genug“ Schokolade geben?  Ist das nicht wie die Frage nach Sein und Sinn?

Hilft ein Blick zu großen Persönlichkeiten und in die Literatur?

Loriot würde bei obiger Fragestellung wohl antworten:

Ein Leben ohne Schokolade ist möglich. Aber sinnlos.

Terry Pratchett würde vielschichtig und durch seine Geschichten antworten.

So würde die junge Hexe Tiffanny bei der Frage ob es genug Schokolade gäbe, sagen, dass ihre ersten Gedanken „Nein“ sagen. Ihre zweiten Gedanken, würden für fragen, wer und wieviele denn da gemeint seien und ob diese satt werden könnten. Während die dritten Gedanken zynisch hinterfragten,  „wem“ dies zu Gute kommen würde und ob Tiffany nicht sich selbst als Teil der Menge erhoffte.

Pratchetts Esme Wetterwachs hingegen würde Schokolade für ein Laster halten. Welches eingeschränkt werden müsste. Sie würde es darauf hin verarbeiten und zu gesundheitlichen Zwecken an ihre Waldtiere geben. Und an die Honigbienen. Bevor sie sich in sie hinein borgte.

Die Wachowskis jedoch würden in einer entsprechenden Szene der Matrix-Welt einen Plot führen:

Siehst du diese Schokolade? Die Wahrheit ist, es gibt keine Schokolade.

Vielleicht helfen die Klassiker mit Ansätzen der Interpretation.

Göthe hat in den „Leiden des jungen Werther“ ein ähnliche, wenn auch tragischere Fragestellung aufgeführt. Kann es genug geben? Führt das Leid zur Erlösung? Kann also der Verzicht auf Schokolade…?

Der Rechtsanwaltsgehilfe Werther, also eine Person, die durch das eigene Müssiggang eine junge Frau einer unbarmherzigen und grausamen Schicksal aussetzt und sich statt seiner Verantwortung zu stellen, im dröhnenden Selbstmitleid aussetzt, würde in einem lang vorgetragenen Akt über Schokolade referieren. Dieses Schicksal wäre dem Leser dann zu unwürdig. Wir wechseln lieber zu einem anderen Klassiker.

Descartes würde dann auch nicht lang rummäkeln. Er würde schlicht fragen:

Hab ich die Schokolade?

Dieser Rationalismus besteht jedoch nicht den Test der Freudschen Tiefenanalyse. Den hier geht es ums ganze und nicht das profane! Wer und was ist das Ich? Kann die Schokolade existieren ohne das Ich, das Sein?
Die Frage nach der Existenz, dem Sein, führt zu allen Dingen. Existiert die Schokolade, wenn sie nicht gegessen wird? Oder existiert nur die Schokolade und das Ich ist Illusion?

Hier kommen wir nicht weiter. Wenden wir uns zur Naturwissenschaft zu.

Das Doppelspaltexperiment zeigt uns, dass die Beobachtung die Welt zu ändern vermag. Aus einem Teilchen wird eine Welle. Es gibt Theorien, die dies als Beleg für ein virtuelles Universum sehen. Würde dies dann nicht auch die Schokolade zur virtuellen Projektion machen?

Viele Theorien, mehr Fragen als Antworten. Doch brauchen wir eine ganzheitliche Schokoladentheorie der Dinge? Denn auch die Zeit wird von Schokolade beeinflusst. Menschen merken dies insbesondere zur Adventszeit. Ein Kalender, befüllt für 24 Tage, ist schon nach kurzer Zeit weg.

Kurzer Einschub: Auch die heutige Welt der Marktwirtschaft hat dies erkannt und verkauft neuerdings Adventskalender ToGo:

Festzuhalten ist gleichwohl die Erkenntnis, dass die Menge der vorhandenen Schokolade relativ zur Zeit ist:

S0 = n / t

Sei S0 die Ruhemasse einer Tafel Schokolade. So ist deren Menge n proportional zur Zeit t.

Doch wann ist Schokolade nun genug?

Genug ist ja eine Zahl s; mit  s kleiner oder gleich der Summe aller Schokolade S0 zu einem Zeitpunkt t.

s <= S0 <= ∑   (n / t )  von 1 bis a 

Leider sind a genauso unbekannt wie n. Annährungsweise ist s << n.

Mit einigen weiteren Gleichungen ergibt sich dies zu der Aussage:

Zu jedem Zeitpunkt t ist die Menge der genügenden Schokolade stets kleiner als die der vorhandenen.

 

Die Original-Tweets finden sich in diesem Thread: https://twitter.com/xwolf/status/929393050719346689